Simplicité volontaire - Einfacher ist besser

Die Lebenskosten steigen, Gas und Strom werden knapp, die globalen Probleme häufen sich. Zeit für einen Richtungswechsel.
Eines der grundsätzlichen Probleme ist unser westliches Konsumverhalten, basierend auf fehlgeleiteten Bedürfnissen. Wir müssen lernen, unsere Bedürfnisse anders zu befriedigen. Eine gewisse Simplicité volontaire – selbstgewählte Einfachheit – ist dafür vonnöten.
Weshalb sind unsere Bedürfnisse so verdreht, dass wir im Sommer nach Island und im Winter in die Karibik fliegen? Wenn wir doch selber (noch) Schnee und Eis, sowie Badestrände und herrliches Wasser vor der Haustüre haben? Welchen Sinn hat das Erleben von fremden Kulturen aus einem Hotel heraus, wenn wir mit unseren Nachbarn aus «Land einfüllen» kaum je ein Wort wechseln? Welchen Sinn haben Erdbeeren im Winter, wenn doch Kiwis im Garten wachsen können? Weshalb werden Menschen, Tiere, Pflanzen und Böden weltweit versklavt für unsere Kaffeebohnen, Bananen, Baumwollkleider, Verlobungsringe, Rosen, Steaks und Shrimps? Weshalb brauchen wir einen kleinen Supercomputer in der Hosentasche, wenn wir ihn hauptsächlich für Blödeleien nutzen und zudem unsere Big Brothers einladen, überall hautnah dabei zu sein? Weshalb akzeptieren wir Alter, Krankheit und Tod nur als lästige, gefährliche Begleiterscheinungen? Sie sind essentielle Bestandteile unseres Wesens, ja des Lebens an sich. Weshalb toleriert unsere Gesellschaft, dass Milliarden in im besten Fall fragwürdige gigantomanische Satelliten-Projekte investiert werden? Weshalb geben wir nur noch 6% unseres Einkommens für Lebensmittel aus, aber ein zigfaches für Nahrungsergänzung sowie die Behebung von ernährungsbedingten gesundheitlichen Problemen? Weshalb haben wir in der Schweiz so einen Stress, wenn es uns doch am Besten geht von allen? Weshalb produzieren wir Lebensmittel so, dass die Böden kaputt gehen? Wir wissen doch, wie es besser geht.
Ich wünsche mir eine Gesellschaft, die generationenübergreifend und singend Hand anlegt für gesunde Ernährung. Ich wünsche mir lokal produzierte Wollpullover statt ausländischem Gas und Öl. Ich wünsche mir Kleider aus Leinen, dessen nahe Felder einen Lebensraum für Lerchen boten. Ich wünsche mir mehr Menschen, die gewaltfrei kommunizieren. Ich wünsche mir mehr Austausch und Diskussion um die Zukunft, statt Bubbles in Social Media. Ich wünsche mir Häuser aus regionalen Baustoffen, die sich angenehm anfühlen und Jahrhunderte stehen. Ich wünsche mir, dass wir Sorge tragen zu unseren Böden, auf dass sie wieder echte Lebensgrundlage werden dürfen. Ich wünsche mir, dass wir Menschen und als Teil der Natur fühlen dürfen und so agieren. Ich wünsche mir, dass wir uns wieder in die natürlichen Zyklen eingliedern – als eine Art unter tausenden. Ich wünsche mir einen Lebensentwurf wo das Leben auf den Strassen spielt, wo die Menschen gemeinsam vorwärts blicken, wo die globale Abhängigkeit abnimmt, wo die Bildschirme weniger dominant sind, wo Werbung von Mund-zu-Mund funktioniert, wo die Gesundheit direkt aus dem Lebensstil kommt.
Zusammen können wir das erreichen. Dazu brauchen wir
- die Konfrontation der aktuellen Funktionsweisen mit der Radikalität der Extinction Rebellion
- die sanften Lösungen der Transition Bewegung
- das alte Wissen und die Low-Tech Praxis aus der Permakultur
- das Erkennen und den Verzicht auf schädliche Verhaltensweisen.
Oder wie Mani Matter sagte: «Dene wo’s guet geit, giengs besser, giengs dene besser wo’s weniger guet geit. Was aber ned geit, ohni das’s dene weniger guet geit wos guet geit.
Es muss uns nicht weniger gut gehen. Es wird uns bereits besser gehen, wenn wir lernen nein zu sagen zu den Verlockungen unseres herrlich globalisierten Konsum-Kapitalismus.
Ich wünsche mir, dass mehr Menschen mit einem einfachen Leben zufrieden sein dürfen und das von Staat und Gesellschaft auch gefördert wird. Wer – wenn nicht wir in der Schweiz – kann sich solche Experimente leisten?

Danke allen, die sich dafür einsetzen!